Detaillierte Beurteilungen zu einzelnen Herstellern aus unserer Sicht haben wir in der Vergangenheit schon geschrieben. Allerdings hat sich vor allem bei Scott schon wieder einiges getan:Der Lawinenairbag hat eine Nische im Thema Lawinensicherheit entdeckt. Obwohl der Lawinenairbag weder die Auslösung von Lawinen verhindert, noch bei der Suche von Verschütteten hilft, wird er von Feeridern und Tourengehern immer mehr angenommen. Denn der Lawinenairbag ist das bisher einzige Mittel, was einem zwischen Start und Stillstand der Lawine zur Seite steht. Er verleiht der Person durch ein aufgeblasenes Luftkissen Auftrieb und erhöht somit die Chance beim Stillstand der Lawine an der Oberfläche zu bleiben, oder zumindest weniger tief verschüttet zu sein.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass bei Verschüttungen in tiefen Mulden oder Bachbetten der Auftrieb nur bedingt hilft, wenn nachfolgende Schneemassen folgen. Das gleiche gilt bei Lawinenabgängen über Felsabstürze oder über felsdurchsetztes Gelände. Hier kann zumindest der Airbag unter Umständen vor Verletzungen im Kopf- und Nackenbereich etwas schützen.
Fazit:
Der Airbag verdoppelt die Überlebenschance, wie die Statistiken der Lawinenereignisse der vergangenen Jahre zeigen.
Wichtig ist jedoch, dass der Airbag nur ein Zusatz zur LVS Ausrüstung ist und weder LVS-Gerät, noch Schaufel oder Sonde ersetzt. Außerdem ist wichtig, dass der Auslösemechanismus richtig gewartet wurde (Kartusche voll oder Akku geladen), der Rucksack ordnungsgemäß angelegt wurde und der Auslösegriff einsatzbereit ist.
Wer diese 3 Punkte nicht beachet, bekommt durch das zusätzliche Gewicht keinen Mehrwert.
Zudem sollte ein Lawinenereignis durch richtige Gefahreneinschätzung im vorne herein um jeden Preis vermieden werden, denn obwohl der Rucksack eine Fehleinschätzung der Lawinengefahr verzeihen kann, kann er das Überleben in keinen Fall garantieren und sollte somit nicht als Mittel zur Erhöhung der eigenen Risikobereitschaft gesehen werden.
Ist das Funktionsprinzip und der Umgang mit dem Airbagsystem bekannt, ist es ein großartiges Werkzeug und gilt mittlerweile auch als Sicherheitsempfehlung des Alpenvereins. Während detailierte Informationen zu jedem Modell in den jeweiligen Beschreibungen zu finden sind, soll dieser Artikel bei der Suche des richtigen Modells helfen.
- Auslösesystem
Jeder Airbag funktioniert durch das Aufblasen eines Ballons. Dies sollte sehr zuverlässig und schnell funktionieren. Es haben sich in den letzten Jahren 3 Systeme im Markt etabliert. Einen kurzen Überblick über Vor- und Nachteile soll folgende Tabelle geben.
a) Gaskartusche (ABS, Mammut, Ortovox, Scott)
Das ursprüngliche System hat sich gut bewährt und somit greifen viele Marken nach wie vor zur Gaskartusche, welche den Ballon aufbläst. Durch Ziehen des Auslösegriffs wird die Kartusche durch eine Nadel oder eine kleine Explosion ausgelöst und die etwa 300 bar, welche sich in der Kartusche befinden, blasen den Ballon auf. Während es noch Stahlkartuschen gibt, werden diese zunehmend von der leichteren Carbon Kartusche abgelöst.
b) Akku (Pieps, Black Diamond)
Dieses System beinhaltet einen Akku, welcher bei Auslösung einen Ventilator betreibt, der den Airbag dann aufbläst. Der große Vorteil ist dabei, dass dieses System mehrfach auslösbar ist und selbst wieder aufgeladen werden kann. Doch dieser Vorteil sollte kostentechnisch nicht unbemerkt bleiben.
c) Superkondensator
Ein relativ neues System hat sich darauf konzentriert, das Konzept des Akku Systems zu verbessern. Der Ventilator wird in diesem Fall von einem Superkondensator angetrieben. Dieser ermöglicht den hohen Energiebedarf des Ventialtors aus 2 AA Batterien zu ziehen. Diese können auf verschiedene Art wieder aufgeladen werden oder durch herkömmliche Ersatzbatterien ersetzt werden. Dieses System ist leichter und günstiger als Akkus und bietet mehr Spielraum, die Stromversorgung zu garantieren. - Rucksäcke
a) Herausnehmbarkeit des Systems und RucksackaufsatzHerausnehmbar sind mittlerweile viele Systeme, was die Nutzbarkeit des Rucksacks erweitert, bzw das gleiche System auf verschiedene Rucksäcke verwendet werden kann. Der Erfinder des Airbag Rucksacks ABS setzt dabei jedoch auf ein interessantes System. Er hat den Airbag Mechanismus in einer am Rückenanliegenden Basiseinheit integriert und ermöglicht es verschiedene große Aufsätze (8-50 Liter) von verschiedenen Herstellern darauf aufzubringen. Die Integration des Systems in verschiedene Rucksäcke erlaubt Flexibilität für verschiedene Ansprüche was Volumen und Gewicht des Rucksacks angehtb) Fächer und Befestigungsmöglichkeiten
Gute Rucksäcke besitzen ein seperates Fach für Schaufel und Sonde, was für Ordnung sorgt und die schnelle Zugänglichkeit des Werkzeugs garantiert. Skifahrer und Snowboarder profitieren von entsprechenden Befestigungsmöglichkeiten für ihren Untersatz bei Tragepassagen. Der Alpinist unter uns freut sich zudem über entsprechende Halterungen für Pickel und Seil. - Airbags
Auch bei den Airbags gibt es verschiedene Theorien. ABS setzt auf 2 Airbags, welche an der Seite des Rucksacks aufgeblasen werden und sollen somit ein Gleiten auf dem Schnee ermöglichen, als auch für Redundanz sorgen, falls ein Ballon sich nicht aufbläst. Die meisten anderen Hersteller besitzen einen großen Airbag, welcher oben aus dem Rucksack herauskommt. Er soll den Kopf oben halten und gleichzeitig vor Schlägen beim Abgang der Lawine schützen. Das Gesamtvolumen der Ballons liegt bei etwa 150 Liter. - Zusätzliche Features
a) Absauge System beim Ventilator:Dieses System ist in manchen Ventilator betriebenen Systemen integriert. Dabei wird die Luft des Airbags nach wenigen Minuten wieder abgesaugt und soll so eine große Atemhöhle für den Verschütteten bieten und damit die Überlebenszeit in der Lawine deutlich erhöhen. Zudem wird das packen des Airbags dadurch deutlich erleichtert.
b) Fernauslösbarkeit
Ein weiteres Sicherheitssystem von ABS ist die Gruppenauslösung. Sie erlaubt bei richtiger Handhabung eine Auslösung von mehreren miteinander elektronisch verbundenen Rucksäcken. Dies soll die zuvelässige Auslösung der Rucksäcke garantieren und beschleunigen.
Fazit:
Da es sich bei diesem Produkt um ein Sicherheitsprodukt handelt, unterliegen die Rucksäcke natürlich recht engen Sicherheitsstandards und sind daher alle zwecktauglich. Da das Konzept aber noch relativ neu ist und die Technik sich ständig weiterentwickelt, entstehen ständig neue Konzepte, die jeweils versuchen die Nachteile des Vorgängers zu beseitigen und neue Möglichkeiten zu bieten. Die Statistik zeigt jedoch deutlich, dass der Rucksack schon heute das Potenzial besitzt, Lawinenunfälle glimpflicher ausgehen zu lassen.
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– Kaufberatung Scott ABS-Rucksäcke
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