Am Freitag war es endlich wieder soweit. Über´s Wochenende vom 05.04. – 07.04. ging es in die Dolomiten nach Corvara, für mich eines der schönsten Gebiete zum Freeriden im Winter.
Das Wetter ist zwar nicht perfekt, dafür aber die Schneeverhältnisse.
Wir kommen am späten Vormittag in Corvara an und beziehen unser gemütliches Hotel Col Alto mitten in Corvara. Wir können es kaum erwarten und verlassen nach einer 1/2 Stunde schon das Quartier Richtiung Boe Bahn. Heute wollen wir uns erst einmal einfahren und die Verhältnisse erkunden. Wir hangeln uns Richtung La Villa und fahren bei besten Verhältnissen die FIS-Abfahrt nach La Villa.
Der Nachmittag ist schnell vergangen und der Weg zum „Whirl Pool“ im Hotel ist sofort gefunden. Ideal um nach einem Skitag „einfach die Seele baumeln zu lassen“.
Am Abend studieren wir Lawinenlagebericht, Schneelage und Wettervorhersage. Die Prognosen sind leider nicht so richtig erfreulich, nichtsdestotrotz planen wir mal das Val Di Mesdi. Am nächsten Morgen geht´s über die Boe Bahn, über Araba gleich Richtung Pordoipass. Bei dichtem Nebel und leichtem Schneefall fahren wir mit gemischten Gefühlen aufs Saas Pordoi. Immerhin sind wir eine Gruppe von 10 Personen und die jüngste ist erst 11 Jahre.
Am Gipfel empfängt uns dichter Nebel und Schneetreiben. Die Motivation ist trotz der Bedingungen enorm, deshalb beschließen wir einen Versuch. Wir sind die ersten und müssen noch dazu spuren. Da wir keinerlei Sicht haben und die Querung zur Scharte nicht ganz einfach zu finden ist, gestaltet es sich als recht spannend. Nach ca. 1 Stunde haben wir den Weg gefunden und stehen vor der Einfahrt, die gleich mal 40° steil ist.
Unverspurter Pulver und langsam besser werdende Sicht entschädigen uns jedoch mehr als genug für die Gehzeit. Wir haben nun gigantische 7 km Abfahrt in unvergesslicher Felskulisse vor uns. Die Freude ist jedem ins Gesicht geschrieben. Am Ende des Kars fahren alle super glücklich wieder auf die Piste, die vom Grödner Joch direkt nach Corvara führt. Einen tollen Tag haben wir also schon „eingesackt“.
Anbei noch eine kleine Wegbeschreibung:
Von der Bergstation Sas Pordoi (2950m) in nordöstlicher Richtung zum Schutzhaus Pordoischarte. Nun zu Fuss in nordöstlicher Richtung weiter zur Boè Hütte (2873m), ca. 30 Min. die Strecke kann bei vorhandener Spur auch ohne Felle bewältigt werden. Hier beginnt das Mittagstal. Die Einfahrt ins Tal ist auch gleich das steilste Stück. Weiter talauswärts durch atemberaubende Landschaft. Am Talende muss noch ein Steilstück überwunden werden, bevor ein Winterweg durch den Wald direkt zum Borest Lift führt.
Am zweiten Abend wieder das gleiche Prozedere: Lawinenlagebericht, Wettervorhersage und Wetterprognosen werden überprüft. Für morgen ist die Planung ernster. Wir spekulieren auf das Canale Joel. Dazu muss die Lawinenlage aber sicher sein und ein Sturz sollte nicht eingeplant werden. Der nächste Morgen bringt wieder Schneefall und Nebel. Trotzdem sitzen wir nach ca. 1 1/2 Stunden wieder im Restaurant auf dem Sass Pordoi und überlegen, ob wir die Abfahrt wagen sollen. Die Stimmung ist deutlich gedämpfter als gestern und wir beäugen alle Ankommenden. Es sind doch überschaubar wenige und fast alle in Kleingruppen mit Bergführer. Nach einer kurzen Aufheiterung und kurzem Sonnenschein starten wir schnell und zielstrebig.
Ohne viel Worte geht´s zur Einfahrt. An der Einfahrt zum Canale analysieren wir nochmals genau die Verhältnisse und unseren „emotionalen Zustand“.
Die Gruppe ist auf 4 Leute zusammen geschrumpft und beinhaltet die besten Skifahrer. Trotzdem will so eine Abfahrt gut überlegt sein. Immerhin haben wir unsere beiden Söhne dabei und damit eine große Verantwortung.
Nach einer kurzen Pause starten wir mit dem schwierigsten Teil, der „Einfahrt“, die gut 45° steil ist – der weitere Weg verschwindet im Nebel und in den Felsen.
Nach den ersten Schwüngen weicht langsam die Anspannung und der „Adrenalinspiegel“ pendelt sich ein. Alle 4 fahren sicher und ohne Fehler, sodass wir uns gut und sicher fortbewegen. Der letzte schwierige Teil beinhaltet noch ein recht enges schluchtenähnliches Felsenportal. Es erfordert nochmals hohe Konzentration und genaues Fahren, da diese Passage aufgrund der Lage meist eisig oder hartgefrorenen Schnee enthält. Diesmal sind die Verhältnisse jedoch perfekt und unsere „Nachwuchsfreerider“ meistern die Passage ohne Probleme.
Danach folgen unverspurte deutlich weniger steile tolle Hänge Richtung Pordoi Bahn. Alle zusammen sind wir mächtig stolz und freuen uns über den gelungenen Run.
Anbei die Wegbeschreibung:
Von der Bergstation Sas Pordoi am Sellastock in nordöstlicher Richtung zum Schutzhaus Pordoischarte. Weiter Richtung Boè Hütte, nach ca. 150m rechts steil einen Hang hinauf, knapp 100 Höhemmeter. Jetzt steht man am Einstieg der Joel Rinne. 300 Meter lang, 45° Gefälle. Die Rinne ist anfangs 5-6 Meter breit, verengt sich aber bald auf knappe 3 Meter. Nach der Rinne leicht rechts bleiben über schöne Hänge zurück zur Talstation Seilbahn Sas Pordoi.
Alles in allem hatten wir wieder einmal ein unvergessliches Wochenende in den Dolomiten und fahren sehr zufrieden, gesund und glücklich nach Hause.