Die Sonnenstrahlen kitzeln einem auf der Nase, der Wetterbericht sagt auch die nächsten Tage noch blauen Himmel und Sonnenschein pur. Zu allem Glück haben wir auch noch frei und wollen raus in die Natur. Hoch den Berg und unsere schöne Umgebung genießen. Wie sollte man das besser ausnutzen als bei einer Skitour.
Doch wo sollen wir denn hingehen? Wann aufbrechen und was muss man alles mitnehmen?
Es ist schon oft lustig. Im Büro wird alles fein säuberlich im Kalender notiert. Recht beherzt werden To-Do Listen geschrieben. Der Urlaub wird geplant ins Detail, alle möglichen Tabletten für etwaige Krankheiten eingepackt. Ja selbst beim Lebensmitteleinkauf schreiben wir uns eine lange Liste. Doch das ist oft nicht der Fall, wenn wir uns in die Berge begeben. „Die Tour hab ich mal irgendwo gehört“, „Ist da nicht mein Kumpel, der Bergführer Hans mal hoch?“, das und mehr sind Kriterien zur Tourenauswahl. Im Sommer auf die Alm in eineinhalb Stunden. Im Winter denkt man sich „Fünf Stunden Aufstieg, ach mit Pause doch kein Problem“.
Das mag vielleicht etwas überzogen sein. Doch sind wir mal ehrlich zu uns selbst. Beim Skitourengehen verlässt man sich schon schnell mal auf den ersten Tipp. Doch es soll doch eine Tour werden, die uns gefällt. Bei der wir nicht umdrehen müssen, weil die Beine nicht mehr mögen. Bei der wir nicht zitternd am Gipfel stehen, weil uns die Kraft zum Runterfahren fehlt. Bei der wir aber ebenso wenig oben angekommen noch nicht mal Schwitzen. Lawinenabgang und Einschaltung der Bergrettung wollen wir ebenso vermeiden. Unser Ziel ist es die Tour zu genießen. Stolz, zufrieden und sicher wieder heimzukommen. Der Bergsport als Leidenschaft, nicht als Quälerei. Ein Ausgleich, um für den Alltag Kraft zu sammeln und Glücksmomente abzuspeichern für die Tage, an denen es uns nicht möglich ist, raus, in die Berge zu rennen. Besonders für Einsteiger ins Tourengehen ist es oft schwer sich für eine Tour zu entscheiden bzw. überhaupt eine zu finden. Außerdem will man doch auch vorbereitet sein, so dass es dann ein wirklich schöner Tag für alle wird.
Hier meine 10 wichtigsten Punkte für DEINE Tour:
1) Eigenes Level einschätzen
Welche Touren hat man schon gemacht? Wie ist meine Kondition diese Saison? Wie gut und sicher meistere ich die Abfahrt? Bin ich eher der aufstiegs- und gipfelorientierte Typ oder möchte ich meine Tour nach der Qualität der Abfahrt richten? Das alles sollte man sich bei der Planung der nächsten Tour fragen. Besonders für Einsteiger in das Tourengehen eignen sich oftmals auch Pistentouren, um ein Gefühl für die Ski und die eigene Kondition zu bekommen. Zudem kann man leicht und jederzeit umdrehen und kann sich aufgrund der geringen Gefahr auch gut alleine auf den Weg machen. Am besten ist es natürlich mit einem bergkundigen Freund unterwegs zu sein, der einem mit Rat und Tat zur Seite steht. Ist man eher der Freeride-Typ und sucht Powder und verlassene Abfahrten sollte man nie allein auf Tour gehen und das eigene Können und die alpinen Kenntnisse ehrlich einschätzen.
2) Lawinenlage & Wetter checken
Das A und O vor jeder Tour. Man kann noch so eine erfahrene Bergfexe sein und noch so gut auf den Skiern stehen, das Wetter und die Lawinenlage muss vor jeder Tour gecheckt werden und in die Planung mitaufgenommen werden. Folgende Faktoren sollten vor und während der Tour beachtet werden. Wetter und Gelände
- Ausgiebige und anhaltende Schneefälle in Kombination mit Wind und Frost bedeuten höchste Lawinengefahr.
- Starke Erwärmung und ebenso Regen oder Föhn erhöhen die Lawinengefahr
- Sonnenschein und blauer Himmel heißt NICHT keine Lawinengefahr
- Auch im Wald besteht die Gefahr, dass Schneebretter abgehen
- Vielbefahrene Hänge sind KEIN Indiz für Lawinensicherheit
- Auch bei geringen Schneehöhen können Lawinen ausgelöst werden
Lawinenwarnstufe und Hangneigung Die meisten Unfälle passieren bei Lawinenstufe 3, da diese immer wieder unterschätzt wird. Es muss definitiv auch Schneebeschaffenheit und Hanglage überprüft werden. Hier ein kurzer Überblick:
- Stufe 2 (mäßige Lawinengefahr): Verzicht auf sehr steile Hänge mit einer Neigung von mehr als 39°.
- Stufe 3 (erhebliche Lawinengefahr): Verzicht auf steile Hänge mit einer Neigung größer als 34° sowie Vermeiden von felsdurchsetztem Steilgelände
- Stufe 4 & 5 (große, bzw. sehr große Lawinengefahr): kompletter Verzicht auf Skitouren außerhalb des markierten Pistengeländes – Hangneigung messen Viele kennen bestimmt die Faustregel, dass ab einer Hangneigung von 30° im Aufstieg automatisch Spitzkehren gegangen werden. Um die Steilheit des Hanges bestimmen zu können hier ein einfaches Verfahren:
- Die Skistockpendelmethode Bei gleichlangen Stöcken ist der Hang 45 Grad steil, wenn der untere Stock senkrecht steht und der obere im rechten Winkel dazusteht. Bei flacheren Hängen einen Stock in den Schnee drücken und an den Enden des Abdrucks je einen gleichlangen Stock ansetzen. Steht der talseitige Stock senkrecht, ist der Hang 30° steil. Kippt er zum Berg, ist die Neigung geringer; kippt er zum Tal, sind es mehr als 30°.
Alarmzeichen
- „Wumm“-Geräusche gefolgt von Fernauslösungen an benachbarten Hängen (Schneebrettgefahr)
- Risse beim Betreten der Schneedecke
- Verschüttete Spuren
Gruppengröße
- Belastung der Schneedecke: ab ca. 30° steilen Hängen Entlastungsabstände einhalten (somit verringert sich die punktuelle Belastung auf die Schneedecke)
- Sammelpunkte und Verteilung im Gelände (Einzelhangbefahrung und Treffpunkt an lawinensicheren Stellen)
- Tourenziel ändern, wenn nötig! Bei hoher Anzahl an Tourengehern, die bereits unterwegs sind, sollte eine alternative Tour gewählt werden, wenn die Verteilung am Hang ansonsten nicht mehr einzuhalten ist
Allgemein: Hände aus den Schlaufen der Stöcke & keine Fangriemen verwenden, außer man befindet sich am Gletscher (sowohl Stöcke als auch Ski ziehen einen im Sog einer Lawine nach unten)
3) Wie viel Zeit habe ich
Eine weitere Frage, die zur Planung dazugehört ist die Zeit, die man für die Tour hat. Ist es mir möglich sehr früh aufzubrechen? Hat man den ganzen Tag Zeit oder muss man zu einer bestimmten Zeit wieder zu Hause sein? Allgemein ist es besser früh am Morgen zu starten, besonders im Frühjahr sollte bei vielen Touren darauf geachtet werden.
4) Mit wem bin ich unterwegs
Kenn ich meine/n Tourenpartner? Wie viele Personen sind wir? Ist die Gruppe auf dem gleichen Level? Das schwächste Gruppenmitglied bestimmt Tempo und wenn nötig Umkehrzeitpunkt. In größeren Gruppen macht es oft Sinn, die Gruppe zu unterteilen.
5) Recherche und Tourauswahl
Nun kommt es endlich zur eigentlichen Auswahl der Tour. In der Heimat weiß man oft einige Touren aus dem Bekanntenkreis. Wichtig ist es, sich genau Parkmöglichkeit, Ausgangspunkt, Einstieg der Tour und Abfahrtsmöglichkeiten erklären zu lassen. Des Weiteren gibt es mittlerweile sehr viele Internetseiten zum Thema Tourengehen.
- Tourentipp.de
- Almenrausch.at
- Höhenrausch.de
Ist man sehr viel in der gleichen Gegend unterwegs lohnt es sich oft einen Tourenführer zu kaufen. Auch der DAV sowie der ÖAV bringen regelmäßig Tourenbücher raus oder bieten geführte Touren für einen geringen Kostenaufwand an. Auch wir, von Teamalpin, posten regelmäßig Bilder unserer Touren auf unserer Facebook Seite. Bei Fragen und Infos zur Tour einfach den Post kommentieren! Auch in Foren werden immer häufiger Touren beschrieben und online gestellt. Hier ist etwas Vorsicht geboten. Viele Informationen, wie beispielsweise die Aufstiegszeit werden sehr subjektiv betrachtet und wiedergegeben. Ebenso sollte man sich immer das Datum genauer anschauen. Eine Tour, die 2011 noch als Geheimtipp galt ist mittlerweile vielleicht total überlaufen.
6) Vorbereitung und Zeitplanung
Die Tour ist gewählt. Jetzt gilt es noch einmal die Fakten genauer zu betrachten. Wieviel Höhenmeter sind es genau und wie steil ist es? Erneut folgt die Selbsteinschätzung. Wie viele Höhenmeter schaffe ich in einer Stunde. Hierzu gibt es keine Pauschalrechnung, da es auf die eigene Kondition und die Steigung der Hänge ankommt. Ungefähr und nur als Anhaltspunkt, kann man mit 400-500 Höhenmeter in der Stunde rechnen, je nach Fitnesslevel.
7) Packliste – Was muss in den Rucksack
- Rucksackpackliste Übersicht und Video
- LVS-Ausrüstung
- Erste Hilfe Set
- Genügend zu Trinken (eine Trinkblase ermöglicht regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme ohne andauernd stoppen zu müssen)
- Thermoskanne mit Tee an kalten Tagen
- Wechselklamotten
- Müsliriegel, Schokolade, o.Ä. zur schnellen Energieaufnahme
- Daunenjacke oder andere wärmende Jacke für Gipfel und Abfahrt
- Warme Handschuhe für die Abfahrt
- Helm
- Skibrille oder Sonnenbrille
- Je nach Tour: Steigeisen, Pickel
Allgemein: Weniger ist mehr! Der Rucksack sollte sparsam und gut überlegt gepackt werden, jeder Schritt dankt für weniger Gewicht.
8) Während der Tour
Nun sind wir bereit und es geht los. Das Wetter passt, wir sind bestens vorbereitet und starten los. Oft ist es ratsam die Felle schon daheim aufzuziehen, um nicht unnötige Zeit am Parkplatz zu verlieren. An kalten Tagen ist es zudem auch weitaus angenehmer. Zum Aufstieg sollte man funktionelle atmungsaktive Kleidung tragen und beschichtete Jacken für die Abfahrt im Rucksack behalten, da man in diesen oft sehr schwitzt. Beim Aufsteigen gilt die allgemeine Berggeher-Regel: Gleichmäßig, mit wenig Pausen und dafür in konstantem Tempo. Man sollte sich bis zum Gipfel nicht total verausgaben, da die Kräfte auch noch für die Abfahrt reichen müssen. In der Gruppe wird zusammengeholfen und Rücksicht auf die anderen Mitglieder genommen. Wenn es nicht mehr geht, dann sollte vor Verausgabung und/oder Eingehen eines großen Risikos umgedreht werden. Wie so oft ist umdrehen oft härter als weitergehen und kostet auch mehr Überwindung. Da sollte aber wirklich auf Körper und Umgebung geachtet werden.
9) Am Gipfel
„Juhuu, wir habens geschafft!“ – Wir stehen oben am Gipfel und können zu Recht stolz sein. Bergheil! Die Momente, oben zu stehen und den Aufstieg geschafft zu haben, einfach genießen und bewusst wahrnehmen. Diese wunderschönen Augenblicke speichern wir ab und sie geben uns Kraft und Motivation für Tage, an denen wir vielleicht im Büro sitzen oder nicht in den Bergen unterwegs sein können. Dann gilt es, sich schnell umziehen und warm einpacken, um nicht auszukühlen. Ein paar Gipfelfotos schießen, einen Riegel zwischen die Zähne und dann die Felle abziehen. Ist es kalt und ungemütlich schnell hinunter ins Tal. An warmen Frühjahrstagen ruhig die Sonne am Gipfel noch ein wenig genießen.
10) Nachbereitung
Die Tour war ein voller Erfolg. Wir sind wieder sicher daheim angekommen. Die Wangen glühen noch von der Sonne und den Glücksgefühlen. Die Bilder erinnern uns an die schönen Momente und einige führen sogar ein Tourenbuch, um Gipfel und mehr festzuhalten. Man sollte nochmal kurz zurückdenken und reflektieren: War es etwas zu anstrengend/zu wenig anstrengend für mich? Wie sicher hab ich mich gefühlt? Was sollte ich beim nächsten Mal bedenken? Auch der Fall eines Lawinenabgangs und die Verschüttetensuche sollte regelmäßig geübt und aufgefrischt werden. Alles in allem, wollen wir zufrieden, sicher und glücklich nach Hause zurückkommen. Es muss jeder selbst für sich einschätzen, wie viel man sich zutraut und welche Tour man angehen möchte. Wichtig ist es, ehrlich zu sich selbst zu sein, keinen falschen Ehrgeiz zu entwickeln und auch eine gewisse Verantwortung für die/den Tourenpartner zu übernehmen.
In diesem Sinne wünsch ich Euch noch viele schöne Touren, tolle Gipfelmomente, von denen ihr noch lange zerren könnt und ganz oft dieses Leuchten in den Augen, das man hat, wenn man von einem einzigartigen Tag in den Bergen zurückkehrt. Bergheil!
Quellen: – alpenverein.at, alpenverein.de – Bergnews.com – Mountaininfo.eu